Donnerstag, 23. Januar 2014

4 Monate England - eine Zwischenbilanz

Das 1. Semester in England ist um, gute 4 Monate lebe und studiere ich nun schon in Southampton.
Fazit in einem Satz: Da ist noch Luft nach oben!
Erkenntnis aus 4 Monaten England: Engländer mögen es gerne kompliziert. Sehr kompliziert.

Fazit in mehreren Sätzen:
Ein Abenteuer wie das Jahr mit dem Rucksack durch Kanada und die USA ist mein ERASMUS-Jahr nicht. Meine Erwartungen an einen spannenden, spaßigen, lehrreichen Auslandsaufenthalten werden bisher leider noch nicht so ganz erfüllt. Stattdessen gibt es doch recht viele Probleme und vieles ist komplizierter und nervraubender als es sein müsste.

Fangen wir mit den guten Seiten an ;) Ich verbessere mein Englisch, vor allem mein schriftliches und kann mein Vokabular ausbauen. Was mir am Besten gefällt, und meinen Aufenthalt erheblich aufwertet ist die Tatsache, dass ich mich journalistisch austoben kann bei der WessexScene und The Edge, den beiden Uni-Zeitschriften. Im Januar konnte ich an einem sehr interessanten Journlisten-Workshop im wunderschönen Brighton teilnehmen.

Auch die andren Möglichkeiten, wie Tages-Ausflüge in eine andre Stadt oder sonstiges Kulturelles Angebot machen Spaß und stillen etwas meinen Reisedurst. Und auch wenn es nervt, für alles zuständig zu sein, auch wenn man nicht direkt der Fuchs im Britischen Rechnungszahlungssystem ist, man bekommt doch ein ganz anderes Gefühl für den Strom- und Wasserverbrauch ;) Papa, so langsam kann ich deine Ermahnungen zuhause nachvollziehen.

So wird aus einer 10-seitigen Hausarbeit, die ich für die Uni Marburg geschrieben habe, ein zweiseitiger Artikel in der WessexScene.

Das historische Tudorhaus neben hässlichen "Neu"bauten

Das erste Semester ist jetzt bald geschafft, genauer gesagt am 25. Januar. Am 27. Januar beginnt das zweite Semester, also mein viertes Fachsemester. Bisher passen die Noten doch recht gut, hoffen wir dass es so bleibt. Ein Blick auf die Fächerbeschreibung hat mir schon verraten, dass mein Lernplan um einiges voller werden wird, zum Glück. Auch werden mich einige Freunde und meine Family besuchen kommen (sollten sie sich denn nicht verirren im Linksverkehr). Und der Sommer naht ja bald...Das lässt hoffen, die etwas triste und anstrengende Zeit der vergangenen Monate etwas zu vergessen.

Trist deshalb, da es einfach nicht so viel zu tun gab wie gedacht bisher. Southampton ist immer noch nicht wirklich zur Heimat geworden und der Englische Winter.. naja man kennt es ja, der kann einem schonmal die Laune vermiesen. Auch die Uni ist mit 8 Wochenstunden und 4 Modulen nicht wirklich herausfordernd, zumindest nicht in der Art wie ich es erwartet habe. Mehr zugesetzt hat mir das System, dass man nur 45 Minuten Unterricht hat, wovon man meist in den ersten 20 Minuten sich mit einem Partner über die letzte Lecture unterhalten soll. So eine Art Zeitverschwendung fand ich anstrengender als das Lernen auf die eine Klausur am Ende oder die endlos vielen Aufsätze während dem Semester.

Brighton's wunderschöner Pier

Im Dezember bin ich dem Karate-Club hier beigetreten, auch wenn hier eine etwas andre Stilrichtung gelehrt wird (Shotokai) die sich aber nicht allzusehr unterscheidet von Shotokan. Gleich zu Beginn durfte ich dann auf einen Wochenend-Lehrgang nach Keele (Richtung Manchester) mit. Etwas überrascht war ich da allerdings von der Unnahbarkeit der Briten, habe ich doch etwas anderes erwartet. Während Kanadier und Amerikaner unglaublich nett und hilfsbereit sind, bleiben Britische Studenten lieber unter sich und helfen nur, wenn es unbedingt nötig ist. Ich wurde weder auf der 3-stündigen Hinfahrt, beim Mittagessen oder beim Abendlichen "Social" (Essen und gemütliches Beisammensein im Pub) wirklich integriert. Wer mich kennt weiß, dass ich mich sicher nicht selbst ausschließe oder bitten lasse. Aber man muss da wohl etwas mehr Aufwärmzeit einplanen.

Auch eine Fernbeziehung ist nicht immer so einfach. Da kann ich nur von Glück reden dass es "nur" England ist und dass man doch innerhalb eines Tages rüber fliegen kann, um mal den lieben Freund an seinem Geburtstag zu überraschen. So geschehen im November. Tipp: Solche Überraschungsbesuche kommen sehr gut an ;) Der Gesichtsausdruck dürfte in etwa so gewesen sein: http://www.youtube.com/watch?v=S_rBlG1Y_-A

Jan und ich in Bournemouth am Strand

An Weihnachten war ich eine Woche in Marburg bei Jan, dann eine Woche zuhause, und wieder ein paar Tage bei Jan bevor es am 3. Januar zurück nach Southampton ging. Seit einem absoluten Tiefpunkt Mitte Januar, als es unklar war, ob ich das Haus behalte oder umziehen muss und überhaupt alles doof war, geht es jetzt aber stetig bergauf.

Diese Woche kommen vier neue Studenten an, Tobi, Phillip und Lydia aus Deutschland und Marie aus Belgien. Das werden meine neuen Mitbewohner für das zweite Semester sein. Paula und Noelia aus Spanien und Karolin und Hanna aus Deutschland, meine bisherigen Mitbewohner, reisen leider schon bald wieder ab, da sie nur 1 Semester an der Uni Southampton verbringen.

Ihnen passt das Englische Wetter nicht? Dann kommen Sie doch in zehn Minuten wieder!

Christmas Tree Lightening auf dem Campus - mit "echtem" Kunstschnee

Ein Pub namens "The Hobbit"...

..serviert natürlich originalgetreu Drink wie "Gandalf", "Bilbo", "Frodo" oder "Gollum".

Um die Distanzen etwas zu verkürzen, habe ich mir einen Drahtesel zugelegt. Links fahren ist gar nicht so schlimm, einen Helm trage ich hier aber trotzdem immer. Ohne Neonbeleuchtung und -bekleidung und Helm fällt man hier auch richtig auf. Englische Radler sind wohl die best geschützen überhaupt. Wenigens eine Sache machen sie gut ;) 

Ich freue mich jetzt auch erstmal auf das zweite Semester, voll gepackt mit interessanten Fächern hoffentlich, viel Draußen-Aktivitäten, Training, neuen Leuten, und einen Monat Osterferien im April. Bis dahin werde ich mir noch mein Weihnachtsgeschenk von Mama und Papa zu Gemüte führen:

Bis dahin!