Sonntag, 2. März 2014

Land unter!

Wie angekündigt, hier mal ein kleiner Überblick über die Hochwassersituation der letzten Monate.
Praktischerweise hat das "Centre for Ecology and Hydology" (CEH) eine wunderbare Zusammenfassung geschrieben, die ich hier mal in Auszügen übersetzen werde.

Obwohl vielleicht keiner der Stürme in Dezember und Januar an sich außergewöhnlich war, war doch die Menge und Dauerhaftigkeit des Regens und der Stürme außergewöhnlich. Es war der feuchteste Winter seit mindestens 248 Jahren in Wales und England. Kostenpunkt der Flut: geschätzte 1 Milliarde Pfund plus minus.

Begonnen hat wohl alles so um den 4.-5. Dezember mit einem Riesensturm. Wir wurden auch an der Uni gewarnt, das Haus nicht zu verlassen wenns nicht sein muss und ja, es war ziemlich unangenehm. Durch frühe Wetterwarnungen und verbesserte Schutzvorrichtungen wurden aber größere Schäden, vor allem an der Ostküste, wo der Sturm richtig auftraf, vermieden.

Dann regnete es durch um am 5.-6. Januar wieder einen Stum zu veranstalten, diesmal an der Süd-Westküste. Zum Glück war ich schon am 3.1. wieder nach England geflogen, so blieb mir ein Sturm während des Fluges erspart, auch wenn wir trotzdem ca. 45 Minuten über London kreisten da wir wegen schlechter Sicht und Turbulenzen nicht landen konnten. Blödes Gefühl. Am 7.-8. Februar gabs dann nochmal einen Sturm, der die Lage in den bereits überfluteten Gebieten natürlich nicht besser machte.

(courtesy of CEH)

Dunkelblau bedeutet mehr als 200 mm Regen im Durchschnitt, links Dezember, rechts Januar. Es gab nur wenige regenfreie Tage (und noch weniger Nächte), deshalb war der Boden sofort vollgesogen und es kam zu den schlimmen Überschwemmungen im Land. Auch die Themse in und um London stieg an aber dank der Thames Barrier (zweitgrößte bewegliche Barriere der Welt), die rund 13 mal im Januar geschlossen wurde, blieb London verschont.


1400 Anwesen un 6800 Hektar Land wurden überflutet, von 8 Toten ist die Rede, dank der frühen Warnungen (28 Flutwarnungen wurden ausgesprochen) und der besseren Vorkehrungen ist es aber immer noch eine Verbesserung zu der großen Flut 1953 mit 307 Toten.

Bilder zur Flut:
http://www.bbc.co.uk/news/in-pictures-26152345
http://www.bbc.co.uk/news/in-pictures-26220163

Wie oben gesehen, steht oder stand ganz Südengland unter Wasser. Southampton City ist da aber relativ gut davongekommen, auch unser Haus an der Hill Lane. Wegen undichter Wände und eines undichten "Vordaches" hatten wir nur eine kleine Überschwemmung im Wohnzimmer nach den Weihnachtsferien, die sich aber mit Zewa trockenlegen ließ. Überraschenderweise blieben die Fenster an sich dicht, nur an den Rändern zwischen Wand und Fenster tropfte es rein, auch in den oberen Stockwerken.

"Oh Dear" waren die Adam's Worte, als er mit einem Messgerät unsere Wände anpickste. Adam ist von der Agency und wurde herbestellt um sich das mal anzuschauen. Wie schön ist es doch in einem Miethaus zu wohnen wo uns sowas komplett wurscht sein kann...

Eine oder zwei Zugstationen außerhalb des Zentrums, zum Beispiel im New Forrest, Eastleigh, Chandler's Ford oder Winchester siehts aber ganz anders aus. Die Menschen kämpfen mit überfluteten Häusern und Straßen, übergetretenen Bächen, Stromausfällen, ausgefallenen Schienenverkehr, Evakuierungen etc. Als Jan und ich letzte Woche nach Winchester fahren wollten mit dem Zug, mussten wir auf Schienenersatzverkehr umsteigen, da die Strecke wohl noch nicht wieder frei ist. Mal sehen wie es diese Woche ist wenn ich vielleicht mit Leonie hinfahre.

Experten sehen eine enge Verbindung zu dem ebenfalls außergewöhnlich kalten Winter in Kanada und USA da sich der Jet Stream im Atlantik wohl geändert hat. Diese Änderung wurde wohl hervorgerufen durch extrem hohe Regenfälle in Indonesien und den westpazifischen Tropen und eine höhere Temperatur im Ozean. Erstaunlich wie extreme Bedingungen sich auf der ganzen Welt beeinflussen.

Trotzdem sagen die Experten, dass es nicht bewiesen ist, dass alles mit einer Klimaerwärmung zusammenhängt, da das Wetter in England immer sehr wechselhaft ist. Was sie allerdings sagen, ist dass durch die Klimaerwärmung der Wasserspiegel (gemessen am Ärmelkanal) schon um 12 cm in den letzten 100 Jahren gestiegen ist und weitersteigen wird.

(courtesy of CEH)

Ein Bild sagt doch mehr als meine waghalsigen Erklärungen: Cold, warm, wet, und alles im Kreisel.

Fazit also: Schlimmste Flut seit mindestens 248 Jahren, Southampton City unbeschadet, die Flut geht zurück da wir ein Bombenwetter hatten die letzte Woche (pünktlich zu Jan's Besuch, mehr dazu im nächsten Eintrag). Man sollte sich aber immer noch auf Einschränkungen im Zug- und Straßenverkehr gefasst machen, außerdem Gebiete wie New Forest nur mit guten Stiefeln betreten.